w60. Die in Münster ausgebildete, vor vielen Jahren dort nicht übernommene Justizangestellte, inzwischen lang schon in der Personalverwaltung von Billerbeck tätige (und die Kränkung ist vergessen), fuhr am Wochenende mit der ältesten Tochter (38) nach Frankfurt. Das Teeverkostungsseminar ist ein Geburtstagsgeschenk ihrer drei Kinder. Mutter und Tochter warten am Hintereingang vom Teegeschäft zum Seminarraum vor der verstaubt zerstreuten Auslage eines geschlossenen Antiquitätengeschäfts. Auf einem flachen, verschossen beigen Samtsöckelchen steht eine silberne, fast schwarz angelaufene Kaffeekanne mit gehämmertem Art-Nouveau-Rankenmuster und Elfenbeinringen oben und unten am geschweiften Griff. „Die Kanne“ zeigt sie der Tochter „ist die gleiche wie von Oma.“ Die beiden Frauen spiegeln sich im staubmattierten Glas. Sie beugt sich vor und legt die Hand flach auf die Scheibe: „Nein,“ sagt sie „die Beule. Schau, das ist klar Omas Kanne. Ich hatte sie beim Spülen fallen lassen.“

Blauer Tee
Durch Stein, Holz, Blockdruck, grosser roter Roben Schnitte
Hahnenkamm und Entenstuhl rinnt der Weltranglistendritte
(Fliehen, Welken und Verwesen) träufelt, tropft, und sickert
nicht verhandelbar in Herz und Leber, Niere, Lunge, Darm,
Metall und Wind und Erde. Niemals je ausgetrunken.
Kirschenblütenwälder steigen auf aus hohen, schmalen Schalen –
und Birnams Basalts alte Balken. Einen Schluck behalte ich im Mund.
Der Ort des Geschehens als what3words Adresse: