Unterwegs mit Gefährten
Die Runde mit den Hunden am Morgen und am Abend und an jedem neuen Tag ist deren Bedürfnis zum pinkeln und kacken geschuldet. Im Haus dürfen sie ja beides nicht. Mit den Hunden pinkeln gehen, ist weder eine Italienische noch eine Sentimentale Reise oder sonstwie erweckend. Ich gehe in den Wald mit den Hunden an der Leine. Aneinander gebunden erzwingt die olfaktorische Einzelblattanalyse der einen Gefährten von dem eher visuell orientierten und geistig gelangweilten anderen Gefährten einen langsameren und schweifender schleppenden, dezentralen Blick. Als Gefährten, die wir sind, zwingen wir unsere Blicke in die Welt einander nicht auf. Kann der Hund nicht. Kann der Mensch nicht.



Die Fotos sind Reminiszenz, Echo einer Geschichte von „signifikanter Andersartigkeit … durch die wir als Gefährt*innen zu dem werden, was wir sind – in Leib und Zeichen… “ und darüber nachdenken, „wie wir mit den vielen Spezies gut zusammenleben können, mit denen wir Menschen in jeder zeitlichen, körperlichen und räumlichen Dimension auf diesem Planeten vorkommen“ (1).
Wir werden mit fremdem und radikaler-fremd-werdendem leben müssen.






Fünfhundert Jahre später
Das alles mag erst in 500 Jahren eine Rolle spielen. Aber die Grundregeln müssen wir heute entwickeln im Morula-Stadium der KI’s. Wenn wir heute nicht denken, wird es etwa so werden. Und es spricht mehr dafür als dagegen, dass die Dinge auf lange Sicht ihren eigenen Lauf nehmen. Ernsthaft: soll ich mich heute lächerlich machen für ein Anliegen, das vielleicht 500 Jahre braucht?




Ich aber fand, es stünden nun schon genug Städte überall in der Welt. und die, welche mittlerweile verschwunden wären, ließe man besser so, verborgen unter Gras, Asphodelen und Brombeergesträuch, und der Wind mochte seufzend darüber streichen.
Rose Macauley: Tante Dot, das Kamel und ich. Aus dem Englischen von Walter Schürenberg, Hamburg, 1958, Claassen Verlag. Hier zitiert nach: Elsemarie Maletzke: der literarische Reisekalender 2010, 2009, Frankfurt, Schöffling und Co.
Irgendwann wird uns von uns selbst geschaffene Intelligenz begegnen. Und evolutionsbiologisch mehr oder minder kurz danach, werden wir uns fragen müssen, was die Kl’s, Al’s oder Em’s (2) mit uns vorhaben (3). Vielleicht lassen sie uns noch im Wald kacken, vielleicht auch nicht alle von uns, sondern nur die mit den schönsten Nasen, den längsten Beinen, den tollsten Tricks oder zwei Köpfen, oder so. Vielleicht sind wir auch weg.
Das sind so Gedanken. Da schaue ich lieber, wie das kommende Würstchen sich formt, am Haarkleid abgleitet und schließlich in das Laub sinkt, das dann noch etwas nachfedernd zur Ruhe kommt. Hunderunde halt.
Erwähnte Bücher und Links zu Amazon.
(1) Haraway, Donna: Das Manifest für Gefährten. Berlin, 2016, Merve Verlag, Seite 31
(2) Hanson, Robin: The Age of Em· Work, Love and Life When Robots rule the Earth, Oxford, 2016, Oxford University Press
(3) Tegmark, Max: Life 3.0: Being Human in the Age of Artificial Intelligence, New York, 2017, Vintage Penguin
Artikel zum Thema gibt es täglich mehr.
WIRED gibt hier einen Überblick, der auch weiter aktualisiert wird.
Die Seite der Frankfurter Allgemeine Zeitung zum Thema heißt DIGITEC.
„Critical AI Discourse“ gibt es hier.
Dann auch noch: AI Magazine AI … connects your brand with the world’s leading executives in the fields of AI strategy, machine learning and digitally disruptive technologies – thought leaders and innovators driving this pioneering sector…. für die movers and shakers.
Bei ARTE gab es eine Dokumentation, die inzwischen nicht mehr online erreichbar ist.
Tonje Hessen Scheis: iHuman, Dokumentarfilm, 2020, Arte, 97 Min.
„Tonje Hessen Scheis Dokumentarfilm erzählt von Künstlicher Intelligenz, Macht und sozialer Kontrolle. Mit einzigartigem Zugang zur boomenden KI-Industrie zeigt er, wie die mächtigste Technologie aller Zeiten unsere Gesellschaft, unsere Zukunft und unser Selbstverständnis verändert.“
Auf Youtube gibt es (letzter Abruf 10.01.2022) ein Interview mit der Regisseurin.
Die komplette Fotoserie „Hunderunde“ ist bei Smugmug mit 4K Auflösung zu sehen.
Es gibt die Fotoserie als Buch. Hergestellt von Whitewall, auf Fuji-Fotopapier belichtet, 30 x 30 cm, 40 Seiten, Hardcover. Hier einige Eindrücke.




Wer ein Buch haben möchte, kann mir eine Email schreiben.