m67. Er hat ein kleines Haus am Meer gemietet mit weitem Blick über die Bucht, fünfzehn Meter vom Strand, senkrecht – und das auch nur bei Ebbe. Aus dem oberen Fenster klingen ein lokales Radio mit histrionisch scheppernd -schriller Werbung und ein Staubsauger übereinander, gelegentliches Rumpeln auf Holzdielen. Der berentete Kfz-Meister und Serviceleiter aus Velen ist vom Markt zurück. Aus einer Plastiktüte hebt er eine Seespinne am Körper und muss die Beine etwas freiwackeln von der zweiten in der Tüte; er setzt beide in den Kies. Eine bleibt sitzen, die andere stakst auf hohen Beinen schwankend zum Hortensienwall, der den Garten auf drei Seiten füllt, sonst gibt es keine Blumen, Mauern vom grauen Granit. Er öffnet eine Flasche Pastis 51 mit leisem Knacken, schenkt sich ein Glas halb voll, füllt es auf mit Wasser, er trinkt davon, schluckt, bläst leise dental blasend aus und schlägt zweimal mit dem rechten Ellenbogen gegen seine Rippen. Er zerreißt mit einem kleinen, trockenen Hortensienstöckchen die Plastikfolie um das eingeschweißte Hummerbesteck und sortiert Werkzeuge für drei Personen nebeneinander auf den weißen Polypropylen-Spritzgussgartentisch neben das geschnittene Suppengemüse. Eine Toilettenspülung rauscht in seinem Rücken laut und lang, die Gartenklotür wird geöffnet. Seine Enkelin (15) kommt heraus in einem schwarz-gelb breit quer gestreiften Pullover und türkisblauen Scrunch-Butt-Leggings. „Hände waschen!“ ruft er laut zum Meer hinüber. Die Seespinne erreicht den Schatten der Hortensie.

Die Felsen von Ploumanac’h
Als er sah sie rund und hart und die AGBen las,
in altrosa Granit, und hörte das schlappende Streben,
blieben zurück die Martinis der Poolbars.
Lass den Kohlenmann doch weben
Kohlefaser, Steinpapier.
Gebrochen berstend suchen Seelen
nach dem Schiff, das fort von hier
sie brächte. Doch geht Auslaufen nicht ohne
Fahrschein, ein Dokument dem Passagier.
So hofft er gern, er wohne.
Doch das wird er nie.
Auf diesem Schiff ist er immer der ohne,
immer ohne ein wie.
Es geht nur um was immer
er zahlen wird. Doch nie
um das Ziel: unerreichbar im Geflimmer
verschwimmt es in des Meeres schwarzer Wand.
Doch vom Heck des runden Schiffes springt ein Schwimmer.
Er kehrt zurück, geworfen durch die Brandung an den Strand,
auf laufen Wellen, auf und auf, auf wird er gezogen.
Es zerfallen die Rippen der Toten im Sand.
Gebrochen, berstend, röchelnd und betrogen.
Geschunden, wohl; doch – ist er jetzt erzogen?
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