67m. Der Kraftfahrzeugmechaniker hatte dann aber doch etwas zäh und knapp bis zur neunten Klasse durchgehalten, dann aber doch abgebrochen und dummes Zeug gemacht. Er ließ diese – im Endergebnis kurze – Lücke im Lebenslauf auch gerne fallen. Er hatte dann aber doch Freude am Lernen entwickelt und in der Abendschule dann aber doch Fachoberschulreife und dann aber doch die Meisterprüfung gemacht. Er war dann aber doch bei der Feuerwehr gelandet. Beamtet. Rettungssanitäter, Brandmeister gar, und einmal wegen einer photographischen Dokumentation äußerst unprofessionellen Verhaltens und des Einsatzes unangemessener Ressourcen im Rahmen einer (neben der Kaffemaschine fiel das Wort: „absolut bananebekloppten“) Hunderettung – weggelaufenes Papillon-Weibchen von aus Zoovoliere entwichenem Iberiendler auf Kirchturm entführt, und dann aber doch noch Video mit Leuten von der Höhenrettung, die am Querbalken vom Kreuz der Kirchturmspitze beidseits hängend Reckaufschwünge simulieren und danach das Hündchen im aus drei Feuerwehrkraftleibern geformten Nest tragen, den Adler darüber wippend auf einem Falknerhandschuh mit blutendem Rinderherz (Köder) und sich synchron abseilen (sogar der Adler war zufrieden) auf TikTok, suspendiert und fast entlassen, und Gruppenleiter. Er war dann aber doch der coolste Hund von allen. So sprachen sie es dann aber doch gestern aus in verschiedenen (hört! hört!) Abschiedsworten zu seiner etwas späten Pensionierung (Beifall von allen Seiten). Er bekam von allen gemeinsam eine Flasche Octomore geschenkt. Sie hatten ordentlich zusammengelegt. Und einen Blumenstrauß bekam er auch. Die Blumen waren eigentlich mehr für seine Frau gedacht, weil immer nur die männliche Arbeit gesehen wird, doch nie die Frau dahinter. Die war aber nicht dabei gewesen. Denn seine Frau hatte nicht kommen gekonnt. Sie arbeitet in der Flüchtlingshilfe als Übersetzerin für das frankofone Afrika. Das war alles gestern. Heute Morgen fuhr er zum ersten Mal nicht auf die Wache. Nun ist der Hund krank. Also nicht er, sondern sein. Und er sitzt mit ihm jetzt da. Er war gerade beim Tierarzt. Es ist nichts da, wo er hin sich setzen kann. Er schaut umher und sieht nichts, worauf er sitzen könnte. Der Hund rollt sich zusammen und legt den kranken Unterkiefer auf den Hinterfuss.

Der Kappesburger
riecht so sehr nach Treppenhaus,
offenem Müllschlucker mit abgebrochener Klappe
im elften Stock. Wir rochen alle gleich.
Schon weil das Fett so hungrig riecht,
wenn man es hätte,
und immer nur wie Armut kriecht in überlebende Klamottenknochen.
Das ist kaum besser als das Nikotin,
das golden jeden Brief durchtränkt,
der auf rotgeschrubbten Kinderknien hier je geschrieben wurde,
weil jedes Schriftstück ans Gericht und an die Ämter
lang aufgeschoben und bedacht an der Couchtischkante klebte
bis jemand merkte, dass es da noch hing –
Frist verstrachte – dass man Fett haben konnte,
Zigaretten, Mehl, die Eier – und den Kappes braten.
Das stank zwar schlimmer noch als die Kartoffeln,
die auch schon schlimm in Jacken hingen,
wenn sie gekocht gebraten waren.
Und jeder limbisch wahrnahm, dass man arm war.
Der Ort des Geschehens als what3words Adresse:
Retten Löschen Bergen Schützen ist der Wahlspruch der Feuerwehr.
Octomore ist ein Single Malt Whisky aus der Destillerie Bruichladdich auf der Insel Islay, Schottland, Großbritannien