#31 Edda Beck-Werner

50w. Die Fleischereifachverkäuferin aus Bottrop sah immer sehr jung aus. Schon als sie die Ausbildung beendete. Jetzt sieht sie nicht mehr aus wie vierzehn, aber für fünfundzwanzig geht sie durch. Dabei ist sie seither im Beruf, 35 Jahre im selben Betrieb. Dreißig Stunden in der Woche. Wechselschicht. Sie sitzt nur einfach da und schaut grad auf die Erde von einem Platz, der es erlaubt, die ganze Welt zu überblicken. Sie sieht gemasert-graue Marmor-Kacheln, Linien, Sprünge, Lebensregeln. Sie kennt des Ganzen Bau und aller Teile Fugen. Die schöne Tochter, Schwert, Schild, Pferd und Fleischerhaken. Sie hat Geburtstag. Herzen liegen auf dem Weg und bluten. So lang, so lange schon. Ihr Ehemann war Schmied und fiel.

Kinderreim

Ich kann dich nicht alleine lassen.

So alt wie du
ist dir die Welt ein Wald

So alt wie ich
ist mir ein Wald die Welt.

Ich kann dich nicht alleine lassen.

So werden immer wir uns fassen,
und niemand ist jemals verlassen.

Der Ort des Geschehens als what3words Adresse:

schlicht.deinen.ehren

Allein der Weise lacht des eingebild’ten Klugen;
Er kennt des Ganzen Bau und aller Theile Fugen, 
Er hat den wahren Stab, der ihr Verhältniß mißt, 
Und find’t so vieles schön, daß er den Fehl vergißt.

Wieland, Christoph Martin:   Die Natur der Dinge oder die vollkommenste Welt. In: C. M. Wieland’s sämmtliche Werke. Deutschland: G.J. Göschen, 1856. Band  25, Seite 27, hier zitiert nach: Verlag Projekt Gutenberg-DE. Kindle-Version, Position 336.

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