w64. Die Grundschullehrerin aus Esch wird heute vierundsechzig Jahre alt. So oft ist die Erde nun um die Sonne gesaust. Sie hatte hinein gefeiert und war bis viertel vor drei morgens unterwegs. Es ist jetzt kurz nach acht Uhr und ihre mentalen Positionslichter flackern. Die Kinder haben vom Geburtstag irgendwie erfahren. Sie wollen ihr eine Freude machen. Und jetzt stehen sie auf dem Flur vor dem Klassenraum der 2b, tout le monde s’échauffe et veut chanter. Sie steht davor. Es geht im Sinne selbstorganisierenden Lernens erfolgreich kurz hin und her zwischen „Happy Birthday“ und „Zum Geburtstag viel Glück“. „Zum Geburtstag viel Glück“ ist es dann, und die ganze Klasse singt. Einige versuchen sogar einen Kanon anzustiften. Sie ächzt auf und weint. In der Vitrine an der Wand hinter ihr werden auf angestaubten Glasplatten, falschem Samt und kleinen Sockelchen aus verschieden hohen und breiten Korken, Kant- und Rundhölzern aus Baumärkten von Elternspenden Reste der Ausstellung „Projektwoche Wald“ präsentiert: Müllzangen, Arbeitshandschuhe, ausgeschnittene Folienstücke von Säcken und Plastiktüten, Kronkorken, Flaschen und Papier. Und die Waldentdeckerdiplome. Sie wendet sich der Vitrine zu. Sie betrachtet die angerostete Gelenkvernietung der Greifzangenbacken und hört auf zu weinen. Sofia Scholz, die Stufenleiterin, und im zivilen Leben ihre Ehefrau, kommt lachend über das Linoleum des Flurs durch das schräg einfallende Sonnenlicht der Oberfenster auf die inzwischen lauter werdende Veranstaltung zu, in weißen Turnschuhen laufend breitet sie die Arme aus und quinkeliert den Beatles-Song, mit dem sie schon seit Tagen nervt, so laut, wie nur sie es kann.

Tiefes Lernen, single shot
Tot ist tot.
Weg vorbei,
vorbei gegangen,
und kein Drama, Schüttelforke.
Arme Mädchen sterben dumm.
Arme Jungen auch.
Wer nicht mehr kann, hat nichts,
wofür sich sterben lohnt.
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Sklaverei im Hirn.
Eine Nation im Hirn.
Wir machen keine Versprechungen.
Wir kennen keine Lügen.
Es gibt keine Götter außer denen, die wir schufen.
Es gibt keine Helden, außer denen, die wir machten.
Es gibt keine Könige, außer denen, die wir krönten.
Ich mag mein Bier, und ich mag mein Bier kalt.
Um ehrlich zu sein, war es in letzter Zeit
etwas zu heiß, um mein Bier schön kalt zu halten.
Mein Vater hat es immer kalt getrunken.
Er gab meiner Mutter das kalte Bier zum Trinken.
Ich saß in seinem Sessel und trank das Bier,
das Papa für mich gemacht hatte,
und schritt dann an der kalten Luft vorbei,
die mein Vater dafür bereitstellte – mein Vater.
Und Papa war wirklich gut.
Ich weiß nicht mehr, wie alt ich war
oder wie alt mein Vater war, als er starb,
aber ich erinnere mich,
wie ich in seinem Sessel saß und sein Bier trank,
und wie gut sein Bier war, wenn es kalt war.
Ich möchte Ihnen eine Kleinigkeit mitteilen,
die hoffentlich nicht zu schwer wiegt:
Hier ist das Problem: Ich musste aufhören,
das kalte Bier von Papa kalt zu trinken.
Und das war der Zeitpunkt, an dem die Dinge
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