#1 Nadine Dressler

W 30 J., Kranken- und Gesundheitspflegerin, hat gerade von einem Astrozytom erfahren, fuhr heim mit der U9 vom Klinikum Steglitz nach Moabit. Sie ist an der Spichernstrasse ausgestiegen. Nun steht sie vor einer Wiese, auf der eine Frau ihren Hund ausführt und dessen Kothaufen in einer Plastiktüte aufgreift. Sie schwankt etwas und hält sich an dem Drahtzaun fest. Danach geht sie weiter. Sie blickt um sich. Ihr Gesicht scheint etwas leer und ratlos.

Leerzeichen

Gerade was sagte die Ärztin da?
 Was soll ich jetzt sagen?
 Die Bahn klopft in den  Spin am  Morgen.
 Kernspin am Morgen bringt Kummer und Sorgen.
 Ich habe Angst und weiß nicht mehr, was wird.
 Zeitarbeit. Die suchen Schreiber und Scheißer,
 nee, Schweißer.
 Was mach‘ ich, wenn’s blutet?
 Ich muss Mama rufen.
 Sie weiß doch  nichts,
 sie hat auch nix verstanden, als mir komisch wurde.
 400 Anschläge pro Minute
 400  mal leer kann ich auch
 Mein Kopf wird ausgeräumt.
 Wasliestndieda? Ich hätte mehr üben sollen für das
 Aufdemkopflesen oder von der Seite.
 Das kann man trainieren.
 Sonne Gleitsichtbrille ist doof:
 Jeder sieht, wenn man hinsieht und den Hals verdreht.
 Wieso brauche ich mit dreißig eine Gleitsichtbrille?
 War das schon der Tumor?

Der Ort des Geschehens als what3words Adresse:

manchmal.nachts.dürfen

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