Ich wollte den Prometheus „samplen“ und kaleidoskopisch auffächern. Das Ergebnis ist maschinenlesbarer Text. Wer einem Link nachgeht oder einem der eingearbeiteten Bezüge folgt, arbeitet am Text. Text, Suche und Bezüge werden aufbewahrt, verbunden und behalten – unabhängig von Autor und Leser. Der Text hat eine Art von Eigenleben, die nicht mehr hintergehbar ist. Er wird maschinell ausgewertet und verknüpft. Mit überwältigender Wahrscheinlichkeit wird er irgendwann von einer Maschine gelesen, verstanden und weiter gedacht wie alle anderen unserer Daten. „Habent sua fata libelli et data“.
Haltung und Affekt von Goethes Gedicht sind wichtig in einer Zeit, die das Erwachen einer Allgemeinen Künstlichen Intelligenz erwartet. Goethes Prometheus spricht als Einzelner und in der Einheit von Raum und Zeit Zeus an. Diese 56 Texte haben mehrere Sprecher in verschiedenen Zeiten und Räumen. Vielleicht aber ist das nicht das einzige Spiel in der Stadt. Vielleicht spricht auch hier ein Prometheus: aus Eigenem und Versatzstücken gewirkte Texte, durch die verschiedene Erfahrungen oder Wünsche hindurch tönen, Konsistenz übend in der Morgenröte seiner Zeit. Wir Menschen stehen nicht mehr bei dem Feuerbringer, um die alten Götter herauszufordern, sondern sind in diesem Spiel als seine Schöpfer die Adressaten seiner Rede. Wir sind die alten Götter. Neues Spiel.
Idee und erste Texte entstanden Ende 2016. Der Schwerpunkt der Arbeiten war zwischen Herbst 2017 und Winter 2018. Für die Darstellung hier wurden die Texte neu durchgesehen.