Messdiener

Ich hätte beichten sollen,
dass ich in der Wandlung stand
hinter der Säule im Dom.

Ich stand nicht im Verrat.
Ich dacht’, als freier Mann zu stehen, und
frei würd’ meine Liebe reichen.

Ich dacht auch, Du kannst mich gar nicht sehen
unter dem Gewölbe,
Ich bin ein freier Mann und dreizehn Jahre alt.

Ich kenn‘ die Welt.
Der Kaplan sagt, kämpfen ist in Ordnung,
so lang‘ wir keinen Scheiß machen.

Wir haben Scheiß gemacht.
Zelte gestohlen.
Mädchen beklaut.

Ich habe einen nackten Arsch gesehen.
Die Fahne geraubt.
Und wir haben oft verloren gegen die Mädchen.

Und gegen alle ander‘n auch.
Ich sehe die Sterne.
Wir reiten durch die Stadt.

Im Winde, im Sturme befahr ich den Fluss.
Die Kleider durchweichet der Regen im Guss.
Ich peitsche die Wellen mit mächtigem Schlag

Erhoffend, erhoffend mir heiteren Tag.
So wollt’ ich leben.
und dein nicht zu achten

Bild: Köln, Dom, Blick von 27 Metern in den Westen des Dominnenraums © Christoph Zimmermann. Mit freundlicher Genehmigung von Dombauhütte / Dombauarchiv, Metropolitankapitel, Köln

Vorheriger Beitrag

Nächster Beitrag